Fremd ist nur ein Wort.
Fünf Buchstaben,
ein Atemzug,
und doch reicht es,
um Mauern zu bauen.

Ich sehe Gesichter,
die nicht in Schubladen passen.
Hautfarben,
Sprachen,
Träume –
so verschieden,
so vertraut.

Ich höre Akzente,
die Geschichten tragen,
nicht Fehler.
Und trotzdem
werden sie korrigiert,
statt gehört.

Integration,
sagen sie.
Als wäre Ankommen
eine Einbahnstraße.
Als müsste man sich
verkleiden,
verändern,
verlieren,
um dazuzugehören.

Aber wer bestimmt,
was „dazugehören“ heißt?

Ich sehe Kinder,
die zwei Sprachen sprechen
und in keiner ganz zu Hause sind.
Ich sehe Eltern,
die ihre Kultur bewahren
wie ein zerbrechliches Erbstück,
das niemand sehen will.

Ich sehe Menschen,
die sich jeden Tag
ein Stück kleiner machen,
damit sie nicht auffallen.
Nicht stören.
Nicht fremd wirken.

Und ich frage mich:
Wann haben wir aufgehört,
Vielfalt als Reichtum zu sehen?
Wann wurde „anders“
zu „zu viel“?

Diversität ist kein Problem.
Sie ist ein Versprechen.
Ein Lied in vielen Stimmen.
Ein Bild in vielen Farben.
Ein Wir,
das größer ist
als jedes Ich.

Aber dafür
müssen wir zuhören.
Nicht nur tolerieren,
sondern verstehen.
Nicht nur dulden,
sondern einladen.

Denn fremd ist nur ein Wort.
Und Wörter können sich ändern.
Wenn wir sie neu sprechen.
Neu denken.
Neu leben.

Ich träume von einer Welt,
in der Herkunft
nicht trennt,
sondern verbindet.
In der Integration
nicht Anpassung heißt,
sondern Begegnung.

Ich träume von einem Morgen,
in dem Vielfalt
nicht diskutiert,
sondern gefeiert wird.

Und vielleicht
beginnt dieser Morgen
mit einem Satz.
Mit einem Blick.
Mit einem offenen Herzen.

Denn fremd ist nur ein Wort.
Und wir?
Wir sind mehr als Wörter.

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