Sag mir, wie du streitest.
Nicht wie du brüllst.
Nicht wie du blockierst.
Nicht wie du gewinnst.
Sondern wie du zuhörst,
wenn du verlierst.

Ich komme aus einer Zeit, 
in der man noch diskutierte,
nicht dominierte.
In der ein Gegenargument
nicht gleich ein Angriff war.
In der man sagte:
„Ich seh das anders“
und nicht: 
„Was du sagst, ist falsch.“

Heute?
Ich seh‘ Kommentarspalten
wie Kriegsgebiete.
Ich seh‘ Talkshows
wie Boxringe.
Ich seh‘ Menschen,
die lieber recht haben
als gemeinsam weiterzukommen.

Und ich frage mich:
Wann wurde Meinung
zur Waffe?
Wann wurde Haltung
zur Mauer?

Ich habe Freund*innen,
die denken anders als ich.
Und weißt du was?
Das ist gut so.
Denn Vielfalt beginnt
nicht bei Hautfarbe,
sondern bei Gedanken.

Ich will nicht,
dass alle gleich denken.
Ich will,
dass wir uns denken lassen.
Dass wir streiten,
ohne zu zerstören.
Dass wir reden,
ohne zu richten.

Demokratie heißt nicht:
Alle sind sich einig.
Demokratie heißt:
Alle dürfen sprechen.
Und alle müssen hören.

Ich will Argumente,
nicht Abwertungen.
Ich will Fragen,
nicht Vorwürfe.
Ich will:
„Erzähl mir mehr“
statt 
„Du hast keine Ahnung.“

Denn wenn wir aufhören,
einander zuzuhören,
hören wir irgendwann
uns selbst nicht mehr.

Ich habe gelernt,
dass ein gutes Gespräch
nicht aus Antworten besteht,
sondern aus Pausen.
Aus Momenten,
in denen du sagst:
„Ich versteh dich nicht,
aber ich will.“

Und ja,
das kostet Zeit.
Geduld.
Demut.
Aber es bringt uns weiter
als jeder Shitstorm.

Sag mir, wie du streitest.
Denn daran erkenne ich,
ob du Demokratie lebst
oder nur benutzt.

Ich will eine Gesellschaft,
in der Meinung nicht trennt,
sondern verbindet.
In der Widerspruch
nicht stört,
sondern stärkt.

Ich will,
dass wir wieder sagen:
„Ich bin anderer Meinung –
und trotzdem bei dir.“

Denn das ist der Kern.
Nicht Konsens.
Nicht Sieg.
Sondern Respekt.

Sag mir, wie du streitest.
Und ich sag dir,
wie wir gemeinsam
weitergehen.